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Mein Weg ans Limit


Das Zulassungsverfahren der HFK Bremen erfordert für den Studiengang Integriertes Design im Gegensatz zu vielen anderen Kunsthochschulen nicht die Anfertigung einer klassischen Mappe mit künstlerischen Arbeiten, sondern die konzeptionelle Auseinandersetzung mit vorgegebenen Themen.

Erster Teil der Aufnahmeprüfung zum Wintersemester 2014/15 war eine Hausarbeit zum Thema „Limit“. Die Wahl der Mittel und Medien für die Umsetzung ist Ihnen freigestellt. Bearbeitungszeit: ca. 2 Wochen. Klingt erst einmal machbar. Das Ganze jedoch parallel zu einem 40-Stunden-Job zu bewältigen, ist echt eine Herausforderung.

Neben der gestalterischen Lösung war auch ein schriftliches Konzept Bestandteil der Aufgabe, um der Prüfungskommission einen besseren Einblick in die Denkweise und die gestalterische Strategien zu ermöglichen. Und auch der obligatorische tabellarische Lebenslauf mit Passfoto durfte nicht fehlen. Zusätzlich zur Hausaufgabe konnten bis zu fünf eigenständige gestalterische Arbeiten beigefügt werden.

Dem Thema „Limit“ versuchte ich mich zuerst sprachlich zu nähern. Was bedeutet „Limit“ eigentlich? Wo taucht das Wort in unserem Sprachgebrauch auf? Manche gehen an ihr Limit. Andere überschreiten es sogar. Höher, schneller, weiter, immer mehr. Durch Synonyme wie „Grenze“ oder „Beschränkung“ kam mir das Thema Fleischkonsum in den Sinn, der weltweit extreme Ausmaße angenommen hat. Hier ist definitiv ein Limit erreicht. Denn trotz limitierender Faktoren und Wachstumsbeschränkungen scheint beim Thema Fleischproduktion kein Ende in Sicht.

So entstand die Idee, ein Karten-Quartett mit dem Titel „Darf‘s ein bisschen mehr sein? – Fleischkonsum am Limit“ zu erstellen, in dem die Opfer der Massentierhaltung gegeneinander antreten. Ziel eines jeden Quartetts ist es, sich mit leistungsbezogenen Angaben gegenseitig zu überbieten. Der Gedanke von „immer mehr“ wird also aufgegriffen.

Aus ersten Skizzen der „Fleischproduzenten“ Huhn, Schwein, Rind und Co. entstanden Zeichnungen, die die Kernproblematik der Massentierhaltung am konkreten Beispiel visualisieren bzw. überspitzt darstellen. Die teils künstliche Kolorierung der mittels Wasserfarbe hergestellten Abbildungen unterstreicht die Unnatürlichkeit und Absurdität der Situation.

Aber nicht nur die Tiere, auch die Bevölkerung leidet unter dem hohen Fleischkonsum. Das aus ihm resultierende Übergewicht fordert jährlich unzählige Opfer. So ist der Mensch Opfer und Täter zugleich. Aus den angefertigten Motiven und tabellarisch zusammengestellten „Leistungsdaten“ (Quelle: Fleischatlas 2014 sowie www.durchschnittliche.de) entwarf ich Quartett-Spielkarten.

Im nächsten Schritt erstellte ich eine digitale Collage eines Kartenhauses. Das wackelige Konstrukt wächst jedoch anders als üblich von unten nach oben, um die Situation optisch noch zu dramatisieren.

Es ist mehr als gut gelaufen.

Ich bestand die Hausaufgabe mit einer recht hohen Punktzahl und wurde zur „praktischen“ Prüfung in die Hochschule eingeladen.

Vermutlich hielt mich die Prüfungskommission für einen militanten Vegetarier :-)

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